Stein-Wingert, Rheinland-Pfalz. Durch ein Forschungsprojekt der Universität Koblenz konnte jetzt in der Nister nachgewiesen werden, dass Fische ihr Gewässer putzen und somit einen wichtigen Beitrag zur Gewässerqualität leisten. Wegen der dramatischen Verschlechterung des ökologischen Zustands schlugen vor 20 Jahren Menschen vor Ort Alarm. Seither hat die Arbeitsgemeinschaft Nister Akteure aus Verwaltung, Fischerei und Wissenschaft an einen Tisch geholt. Dort wurden unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Koblenz die Ursachen untersucht und Strategien zur Rettung der Nister erarbeitet.
„Hauptproblem sind Massenentwicklungen von Algen, die durch Nährstoffeinträge, Effekte des Klimawandels und gestörte Fischbestände begünstigt werden. Diese überwuchern und verschlammen den Gewässergrund. Im Gefolge verschlechtern sich die Bedingungen für Fische, Muscheln und Insekten.“ So PD Dr. Carola Winkelmann – Gewässerökologin der Universität Koblenz.
Zu den ursprünglich häufigsten Fischarten gehört die Nase. Sie ist ein typischer Bewohner der Mittelgebirgsflüsse und ernährt sich als einzige europäische Fischart ausschließlich von Algen. Sie erbringt damit Ökosystemdienstleistungen von außerordentlichem Wert und könnte sich als Schlüssel zur Rettung der Nister erweisen.
Wenig Fische = schlechte Gewässergüte
Bei der Veranstaltung am 21. April 2023 präsentierten Manfred Fetthauer (Vorsitzender der ARGE Nister) und PD Dr. Carola Winkelmann im Beisein von Hendrik Hering (Landtagspräsident, MdL SPD) Gewässerökologen und Experten für Fischartenschutz aus dem gesamten Bundesgebiet die neuesten Forschungsergebnisse.
Der aus dem Westerwald stammende Landtagspräsident Hendrik Hering gehört von Beginn an zu den maßgeblichen Unterstützern des Nister-Projektes.
„Manfred Fetthauer hat mit der ARGE Nister in einer jahrzehntelangen, sehr engagierten Arbeit ein großes und wichtiges Netzwerk zum Schutz des Gewässers geschaffen. Die mit wissenschaftlicher Unterstützung erarbeiteten Maßnahmen werden mittlerweile bundesweit beachtet und sind vorbildlich für die ökologische Aufwertung von Gewässern in Mittelgebirgen“, unterstreicht Hering.
Wichtigste Erkenntnis – Fische können ihren Lebensraum für sich und andere Artengruppen verbessern. Bedingung dafür ist ein ausreichend hoher Bestand großer Fischarten wie Nase oder Döbel. Sie wirken wie eine Putzkolonne, die Algen im Gewässer zurückdrängt.
Gewässergüte steigt rasant durch Reduktion von jagenden Kormoranen
„Nach gezielten Schutzmaßnahmen hat sich der Zustand der Nister in den letzten Jahren deutlich verbessert. Entscheidend war die intensive Vergrämung der Kormorane. Diese hatten den Fischbestand in der Nister dramatisch reduziert und so die beschriebene Massenentwicklung der Algen ermöglicht. Heute sind die Algen zurückgedrängt. Den Besuchern bietet sich von der Brücke in Stein-Wingert ein Blick auf große Fischschwärme, die über dem kiesigen Grund ihre Bahnen ziehen.“ Freut sich Manfred Fetthauer.
Das erfolgreiche Rettungsprojekt wurde März 2023 seitens der Wasserwirtschaft mit dem DWA-Gewässerentwicklungspreis ausgezeichnet.
„Wir sind sehr froh, dass wir dieses Leuchtturmprojekt mit seiner wichtigen Forschung zum Einfluss von Kormoran-Prädation auf Fischbestände unterstützen können. Wir hoffen sehr, dass die Schautafel dabei helfen wird, dass Verständnis für die Problematik zu verbessern“, so Florian Stein vom Deutschen Angelfischerverband DAFV.
Zum Weiterlesen:
https://www.argenister.de/category/forschung/
Gerke M, Chaves DC, Richter M, Mewes D, Schneider J, Hübner D & Winkelmann C (2018). Benthic grazing in a eutrophic river: cascading effects of zoobenthivorous fish mask direct effects of herbivorous fish. PeerJ, 6, e4381.
Hübner D, Gerke M, Fricke R, Schneider J & Winkelmann C. (2020). Cypriniform fish in running waters reduce hyporheic oxygen depletion in a eutrophic river. Freshwater Biology, 65(9): 1518-1528.