In deutschen Fließgewässern und deren Zuflüsse aus Nachbarstaaten schwimmen aktuell etwa 150.000 Fische und Neunaugen, die für unterschiedliche Untersuchungen mit äußerlich erkennbaren oder im Körper implantierten Markierungen individuell gekennzeichnet sind.
Solche markierten Exemplare oder Kennzeichnungen werden zunehmend häufiger von Mitbürgern gefunden, ohne dass ersichtlich wird, wo und wann der markierte Fisch in den Fluss gesetzt wurde. Deshalb gehen wichtige Erkenntnisse verloren unter anderem über seinen Aktionsradius, den gewählten Ausbreitungspfad und seine Reisegeschwindigkeit.
Mit dem von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekt „Fish Trek“ (Förderkennzeichen AZ 36055) unter Leitung des Instituts für angewandte Ökologie GmbH wird erstmals eine europaweite Internetplattform (www.fish-trek.eu) geschaffen, die eine Verfolgung der unter der Wasseroberfläche verborgen lebenden Tiere möglich macht.
Nachverfolgung von Fischwegen
Wenngleich solche Markierungsprojekte insbesondere lokal für die Funktionsüberprüfung von Fischwegen durchgeführt werden, verteilen sich die sehr mobilen, z. B. mit Transpondern und telemetrischen Sendern individuell gekennzeichneten Fische über diese Projektstandorte und -laufzeiten hinaus in den Gewässersystemen. Zunehmend häufiger werden deshalb markierte Fische und Markierungen von Dritten aufgefunden oder die Codes „fremder“ Fischindividuen von automatischen Antennenstationen anderer Projekte aufgezeichnet. Bis auf wenige Einzelfälle bleibt bisher die Herkunft solcher „fremden“ Fische, die nicht im Rahmen eigener und damit bekannter Projekte gekennzeichnet wurden, ungeklärt.
Wertvolle Daten
Durch eine Nicht-Zuordnung solcher Fische können wertvolle Erkenntnisse zur Biologie von Fischen und das natürliche, sowie durch Wanderhindernisse und Nachstellung beeinflusste fischökologische Geschehen in Fließgewässersystemen verloren gehen. Hier einige Beispiele, welche Informationen Wissenschaftler aus solchen Daten gewinnen können:
- Bestimmung artspezifische Aktionsradien sogenannter Lang-, Mittel- und Kurzdistanzwanderer
- Ausbreitungsrichtung und -geschwindigkeit von Fischen in verschiedenen Flusssystemen
- Durchwanderbarkeit durch Stauketten geprägter Flüsse
- Artspezifische Lebensspannen
- Individuelle Lebensschicksale
- Verträglichkeit von Markierungen
- Befischungsdruck und Bestandsmanagement
- Populationsdynamiken
- Wachstumsraten
- Erfolgskontrolle bei der Wiederansiedlung bedrohter Fischarten oder Besatzmaßnahmen
- uvm...
Als Kooperationspartner von "Fish Trek" möchten wir, als Deutscher Angelfischerverband e.V., unsere Plattformen nutzen, um unsere Mitglieder zu informieren, was bei einem Fund einer solchen Markierung zu tun ist und natürlich welche Beweggründe dahinter stecken.
Zusammenarbeit fördern und Wissen bündeln - Citizen Science Projekt „Fish Trek“
Darüber hinaus versuchen wir diese Themen mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken, um sowohl mehr Aufmerksamkeit als auch Verständnis für die Bedürfnisse der Fische zu wecken. Zudem soll die Zusammenarbeit und der Informationsausstauch wissenschaftlicher Markierungsprojekte entlang der Wanderachsen von Fischen gefördert, und damit das Wissen über diese gebündelt werden.
Als Citizen Science Projekt lebt „Fish Trek“ vom Mitmachen. Je mehr individuell markierte Fische zurück gemeldet werden, umso größer ist der Erkenntnisgewinn. Deshalb wird für jede Einsendung einer Markierung mit Angaben zu Ort und Datum des Nachweises ein Finderlohn von 20€ gezahlt.
Weitere Informationen für die Einreichung gefundener Fischmarkierrungen finden sie unter: www.fish-trek.eu