Und wieder ist in Deutschland ein mutmaßlicher Schmugglerring aufgeflogen. Über 210.000 junge Aale sollten verbotenerweise nach Asien verkauft werden. In einem alten Restaurantgebäude in Liederbach bei Frankfurt fanden Zollfahnder mehrere Becken mit Glasaalen. Die Fahnder stellen in den Räumlichkeiten neben den Aalen und entsprechenden Verpackungsmaterial, auch über 50.000 Euro in bar sicher. Drei Asiaten wurden festgenommen.
Dr. Stefan Spahn vom DAFV äußert sich zum Sachverhalt in einem Interview im Hessischen Rundfunk:
Nur 30 Millionen Glasaale werden legal gehandelt
Der Europäische Aal gilt als stark gefährdet und die Regulierung der Fischerei und die Kontrolle des Handels sind wichtige Maßnahmen um den Aal zu schützen. Bestandteil der Handelskontrolle ist das Exportverbot in Länder außerhalb der EU.
Derzeit gehen die Strafverfolgungsbehörden laut einer Pressemeldung der Sustainable Eel Group (SEG) von etwa 110 Millionen Glasaalen aus, die von Europa jährlich nach Asien geschmuggelt werden. Lediglich 30 Millionen Glasaale werden auf legalem Wege in den Verkehr gebracht. Sie stützen in erster Linie die notwendigen Besatzprogramme und sind ein wichtiger Beitrag für die Umsetzung der Aalmanagementpläne.
Florian Stein von der SEG dazu: „An erster Stelle möchte ich den Behörden zum Schlag gegen den Schmugglerring gratulieren. Nach den Beschlagnahmungen in Frankfurt und Stuttgart war es zu erwarten, dass das kriminelle Netzwerk auch in Deutschland oder angrenzenden Ländern einen oder mehrere Orte zur Zwischenlagerung unterhält. Dies ist ein bekanntes Muster, wie es in den letzten Jahren beispielsweise schon in Spanien beobachtet wurde. Es ist sehr zu begrüßen, dass endlich auch Behörden ausserhalb Spaniens für das Thema sensibiliert sind und Lieferungen nach Asien gestoppt werden. Laut Medienberichten wurde das betreffende Chinarestaurant bereits 2015 geschlossen. Wurde es bereits seit der Schließung, über einen Zeitraum von bis zu 4 Jahre, als Zwischenlager genutzt? War der Frankfurter Flughafen eventuell schon länger ein Drehkreuz für den illegalen Export der geschützen Tiere? Ich hoffe sehr, dass diese Fragen Bestandteil zukünftiger, international Ermittlungen sind.“
Der DAFV forderte bereits die Europäische Kommission auf, bestehende Handelseinschränkungen, wie sie unter CITES und der Verordnung (EU) Nr. 1320/2014 der Kommission definiert sind, umzusetzen und der EU Aalverordnung (EG Nr. 110/2007) verstärkt den Fokus bzgl. des Artikel 12 zur "Kontrolle und Sanktionen bei der Ein- und Ausfuhr von Aal" zu legen.
Brüssel hat das Thema Aal auf der Agenda
Die Europäische Kommission und die Mitgliedstaaten haben angekündigt, ihre Bemühungen zum Schutz des Europäischen Aals zu verstärken. Dies beinhaltet die Durchführung einer Evaluierung der Aal-Verordnung aus Jahr 2007. Die Kommission will in diesem Zusammenhang die Maßnahmen zum Schutz des Europäischen Aals gemäß der Aal-Verordnung überprüfen, insbesondere auch den Beitrag der nationalen Aalmanagementpläne, die im Rahmen dieser Verordnung eingeführt und durchgeführt wurden. „Es fällt vermehrt auf, dass die Politik, sowohl auf Bundes-, als auch auf europäische Ebene, die weitreichende Problematik des illegalen Schmuggelns von Babyaalen erkannt hat. Die ersten polizeilichen Erfolge zeigen dies. Sie lassen aber möglicherweise nur erahnen wie gravierend sich die kriminellen Machenschaften auf den Bestand des Aals in Europa auswirken.", so die Präsidentin des DAFV, Dr. Christel Happach-Kasan.
Die 210.000 sichergestellten Glasaale aus Liederbach sind übrigens mittlerweile in den Rhein ausgesetzt worden.