Am Dienstag, den 3. Juni 2025 lud die Präsidentschaft der Europäischen Kommission zur „Conference on Management Advice to Reduce Cormorant Predation Impacts” in die Ständige Vertretung Polens in Brüssel ein. Hintergrund für diese Konferenz war der erarbeitete Entwurf für ein europäisches Kormoranmanagement und eine Studie zu durch Kormorane verursachte Schäden.
Hintergrund
Aufgrund konsequenter Schutzmaßnahmen hat sich der Kormoran-Bestand in Europa sehr erfolgreich erholt. Aktuell ist der Bestand aber so groß, dass er die Fisch-Biodiversität in europäischen Küsten- und Binnengewässern massiv bedroht. Eine ausführliche Analyse könnt ihr gerne in unserem Leitartikel "Das europäische Kormoranproblem "in der Fischwaid 3/2022 nachlesen.
Bereits 2008 hat das Europäische Parlament eine Beschlussfassung für die Annahme eines Europäischen Kormoran-Managementplans (2008/2177(INI)) verabschiedet und 2018 und 2022 durch weitere Beschlussfassungen (2017/2118(INI); 2021/2189(INI)) untermauert. Auch die EIFAAC (Beratende Kommission für die Binnenfischerei und Aquakultur in Europa der Vereinten Nationen) hat 2022 einen Beschluss zum Schutz bedrohter Fischarten vor Kormoranfraß gefasst (EIFAAC/31/2022/3).
Der Entwurf
Auf Grundlage der oben geschilderten Beschlüsse, sowie den Ergebnissen eines EIFAAC-Workshops in Pula, Kroatien im Oktober 2024, wurde der renommierte Fischökologe Professor Dr. Ian Cowx von der Universität Hull in Großbritannien damit beauftragt, die Rahmenbedingungen für ein Europäisches Kormoranmanagement zu formulieren. Unter Einbezug der Kommentare von Interessengruppen wurde der 1. Entwurf überarbeitet. Der 2. Entwurf wurde auf der Konferenz präsentiert und wird nun erneut auf Grundlage der Diskussionen in Brüssel, überarbeitet (siehe Infobox). Den aktuellen, zweiten Entwurf könnt ihr hier einsehen. Die Kommentare der Interessengruppen auf den ersten Entwurf findet ihr hier.
Im Zuge dieses Prozesses hat die EIFAAC eine Studie zu den ökonomischen Schäden durch Kormorane durchgeführt (siehe Vortrag von Dr. Raymon Van Amrooy weiter unten). Dafür wurden EU-Mitgliedsstaaten, Aquakulturbetreiber, Berufsfischer und Angelfischer dazu aufgerufen, Informationen über durch Kormorane verursachte Schäden zu melden. Deutsche Angelfischer haben mit 101 Meldungen massiv zum Gelingen dieser Studie beigetragen. Basierend auf den Meldungen schätzt die EIFAAC, dass sich der jährliche monetäre Schaden für die europäischen Angelfischer auf 100 Millionen EUR beläuft. Weiterhin hat die EIFAAC das Risiko für die Ernährungssicherheit analysiert und ist zu dem Schluss gekommen, dass der europäische Kormoranbestand in etwa so viel Fisch konsumiert wie 13 Millionen Menschen. Ein Abschlussbericht zu dieser Studie wird im Herbst 2025 zu Verfügung stehen.
INFOBOX: Wie geht es weiter?
Zeitraum |
Was passiert? |
Wer ist verantwortlich? |
Juni-Juli 2025 |
Einreichung weiterer Kommentare zum 2. Entwurf zur Vorbereitung eines 3. Entwurfs |
Interessenvertreter, EIFAAC |
August – September 2025 |
Review des 3. Entwurfs durch das Technische, das Management und das Wissenschaftliche Komitee des EIFAAC |
EIFAAC |
September – Oktober 2025 |
Einreichung des 4. Entwurfs bei EIFAAC-Mitgliedern und EU-Parlament |
EIFAAC |
Oktober – November 2025 |
Überprüfung des 4. Entwurfs durch EIFAAC-Mitglieder und EU-Parlament |
Mitglieder und EU-Parlament |
Dezember 2025 |
EIFAAC-Mitglieder und EU-Parlament entscheiden darüber, wies es weiter geht. |
Mitglieder und EU-Parlament |
Was können Angelfischer tun?
Als eine der größten Interessengruppe in Europa ist es essenziell, dass sich Angelfischer weiterhin aktiv in den fortlaufenden Prozess einbringen. Und genau das werden wir als Bundesverband und im Rahmen unserer Mitgliedschaft in der European Anglers Alliance (EAA) mit Nachdruck tun.