Social Media

Deutscher Angelfischerverband e.V. (DAFV) Logo

Am 28.08.2023 hat die EU-Kommission ihre Fangempfehlungen für die Fischbestände in der Ostsee für 2024 veröffentlicht. Wie zu befürchten war, soll die Freizeitfischerei auf Dorsch ganz eingestellt werden, während die Beifangquote für die Berufsfischerei erhalten bleiben soll. Die Empfehlung für den Fang von Atlantischem Lachs in der Ostsee bleiben im Vergleich zum letzten Jahr unverändert bestehen (1 Lachs ohne Fettflosse pro Angler pro Tag).

Europäisches Fischereimanagement könnte besser sein!

In der EU basiert das Fischereimanagement maßgeblich auf dem Instrument des höchstmöglichen Dauerertrags (MSY=Maximum Sustainable Yield). Die Konzentration auf maximale Fänge hat zu einer Verarmung der Altersstruktur und einem Verlust des produktivsten Teils der Fischpopulation geführt hat. Dies wiederum bedroht die langfristige Nachhaltigkeit der Fischerei.

Wissenschaftler[i] haben die Bedeutung von sogenannten „großen alten, fetten, fruchtbaren Weibchen“ (BOFFFFs = big old fat fertile female fish) für die Bestandsproduktivität und -stabilität mariner Fischarten herausgearbeitet. Im Vergleich zu kleineren geschlechtsreifen Weibchen produzieren BOFFFFs bei einer Vielzahl von Meeres- und Süßwasserfischarten weitaus mehr und oft auch größere Eier, aus denen sich Larven entwickeln können, die schneller wachsen und widerstandsfähiger gegen den Hungertod sind. Ebenso wichtig ist, dass BOFFFFs bei Arten, die in Massen ablaichen, tendenziell frühere und längere Laichzeiten haben und an anderen Orten ablaichen als kleinere Weibchen. Diese Merkmale deuten darauf hin, dass BOFFFFs die Hauptakteure im Bestand sind, die dazu beitragen, den individuellen Fortpflanzungserfolg in zeitlich und räumlich sehr unterschiedlichen Umgebungen sicherzustellen.

Selektive Angelfischerei ermöglicht alternatives Fischereimanagement

Im Kontrast zur weitestgehend unselektiven Berufsfischerei kann Angelfischerei durch Maximal-, Minimal- und Entnahmefenstermaße sehr selektiv auf den Bestand wirken. Dabei können beispielsweise noch nicht geschlechtstreife Tiere durch Mindestmaß-Regelungen und für die Reproduktion besonders wichtige große Weibchen durch Maximalmaß-Regelungen und Entnahmefenster von der Nutzung ausgeschlossen werden. Dadurch könnte die Freizeitfischerei zu einer optimalen Alters- und Größenstruktur für die Bestandssicherung und -erholung, beitragen. Eine wissenschaftliche Studie von 2021[ii] fand heraus, dass Bewirtschaftungsinstrumente wie räumlich-zeitliche Schließungen und Erntezeitfenster die traditionellen Ansätze in Bezug auf den Ertrag sogar übertreffen können. Speziell für den Dorsch in der Ostsee konnten Wissenschaftler des Thünen Instituts[iii] nachweisen, dass eine Kombination unterschiedlicher Managementmaßnahmen (Fangbegrenzung, Schonzeit und Fenstermaß) eine Befischung mit minimalen Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Angler, weiterhin ermöglicht. Eine weitere Studie von Wissenschaftlern aus Dänemark und Deutschland[iv] hat durch Befragungen herausgefunden, dass Angler durchaus dazu bereit sind, durch Selbstregulierung zum Erhalt des Dorschbestandes beizutragen. Ein Fenstermaß mit mittleren Größen wird nach dieser Studie einer reinen Mindestlängenbegrenzung vorgezogen.

 

Forderungen des Deutschen Angelfischerverband (DAFV):

1)   Die Berücksichtigung von Alters- und Größenstruktur beim Management des Dorsches (Gadus morhua)

2)   Die Anerkennung und Berücksichtigung der Vorteile der Angelfischerei für das Fischereimanagement in der Ostsee

3)   Die Berücksichtigung möglicher Maßnahmenkombinationen statt reiner Fangbeschränkungen

 Wie werden die Fangquoten für die Ostsee festgelegt

[i] Barnett LA, Branch TA, Ranasinghe RA, & Essington TE (2017). Old-growth fishes become scarce under fishing. Current Biology, 27(18), 2843-2848.

[ii] Marshall DJ, Bode M, Mangel M, Arlinghaus R & Dick EJ (2021). Reproductive hyperallometry and managing the world’s fisheries. Proceedings of the National Academy of Sciences, 118(34), e2100695118.

[iii] Haase K, Weltersbach MS, Lewin WC, Zimmermann C & Strehlow HV (2022). Potential effects of management options on marine recreational fisheries–the example of the western Baltic cod fishery. ICES Journal of Marine Science, 79(3), 661-676.

[iv] Bronnmann J, Koemle D, Meyerhoff J, Weltersbach MS, Strehlow HV, & Arlinghaus R (2023). Willingness to pay for harvest regulations and catch outcomes in recreational fisheries: A stated preference study of German cod anglers. Fisheries Research259, 106536.

Deutscher Angelfischerverband e.V. (DAFV)

DeutschlandkarteDer Deutsche Angelfischerverband e.V. besteht aus 25 Landes- und Spezialverbänden mit ca. 9.000 Vereinen, in denen mehr als 500.000 Mitglieder organisiert sind. Der DAFV ist der Dachverband der Angelfischer in Deutschland. Er ist gemeinnützig und anerkannter Naturschutz- und Umweltverband. Der Sitz des Verbandes ist Berlin. Er ist im Vereinsregister unter der Nummer 32480 B beim Amtsgericht Berlin Charlottenburg eingetragen und arbeitet auf Grundlage seiner Satzung.

Kontaktdaten

Bundesgeschäftsstelle

Reinhardtstr. 14
10117 Berlin

 

+49 (0) 30 97104379

info@dafv.de

Berlin, Deutschland