Caroline Roose und Isabel Carvalhais, beide Abgeordneten des Europäischen Parlaments, leiteten am 25. April 2023 gemeinsam das Forum zum Thema Freizeitfischerei und aquatische Umwelt (RecFishing Forum) im europäischen Parlament in Brüssel. Als Berichterstatterin des Europäischen Parlaments zum Thema "Mehr große Fisch im Meer! - Infragestellung des MSY-Paradigmas für ein nachhaltiges, langfristiges Meeresfischereimanagement " nutze Roose die Gelegenheit, neue Wege zur Gewährleistung der langfristigen Nachhaltigkeit der EU-Fischbestände zu diskutieren.
Infragestellung des MSY-Paradigmas
Die Veranstaltung beleuchtete die Grenzen eines kommerziellen Fischereimanagements, das ausschließlich auf dem Instrument des höchstmöglichen Dauerertrags (MSY) basiert. Die Konzentration auf Tonnageziele ohne Rücksicht auf die Erhaltung der Bestandsstrukturen hat zu einer fortschreitenden Verkleinerung der Fischbestände geführt. Dies wiederum bedroht die langfristige Nachhaltigkeit der Berufs- und Freizeitfischerei.
"Die MSY-zentrierte Bewirtschaftung der Bestände hat zu einer Schwächung von Fischarten geführt. Kleinere und jüngere Fischbestände werden geschwächt, und können dadurch wachsenden Herausforderungen wie Krankheiten, Meereserwärmung, Eutrophierung und intensive Fischerei nur schwieriger verkraften", sagte Markus Lundgren, Regionalmanager bei Sportfiskarna, einem Mitgliedsverband der European Anglers Alliance (EAA).
Altersbasierte Indikatoren können MSY-Ansatz ergänzen
Dr. Christopher Griffiths von der schwedischen Universität für Agrarwissenschaften stellte seine Arbeit an einem neuen altersbasierten Indikator für kommerzielle Bestände (ABIMSY) vor. Er zeigte, dass es vielen Beständen derzeit an älteren Fischen mangelt, wobei eine frühere Ausbeutung (oft über MSY) zu einer Verarmung der Altersstruktur und einem Verlust des produktivsten Teils der Fischpopulation geführt hat. Er wandte seinen Indikator auf 72 Fischbestände im Nordostatlantik an und zeigte deutlich, dass es ein fertiges Werkzeug für die Bestandsabschätzung und -bewertung darstellt, das den MSY-Ansatz ergänzen kann. Ihm zufolge könnten alternative Bewirtschaftungsziele zu wünschenswerteren Ergebnissen in Bezug auf die Biomasse des Laicherbestands (SSB) und die Altersstruktur der Fischpopulationen führen.
Der DAFV und seine europäischen Partnerverbände der EAA fordern, dass diese Erkenntnisse berücksichtigt werden, wobei die Lösung des Problems so einfach ist wie eine ordnungsgemäße Umsetzung des bestehenden EU-Umweltrechts durch die EU-Institutionen. In der Tat wurde der ABIMSY-Indikator in erster Linie entwickelt, um die in der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL) vorgesehene Bewertung der Alters- und Größenverteilung von Individuen in den Populationen kommerziell genutzter Arten (allgemein als D3C3 bezeichnet) - ein Indikator für eine gesunde Fischpopulation und einen guten Umweltzustand - zu berücksichtigen.
EU-Kommission begrüßt die Berücksichtigung von Alterskriterien
Die Europäische Kommission, vertreten durch Beamte der Generaldirektion Fischerei (MARE) und der Generaldirektion Umwelt (ENVI), begrüßte diese neuen Alterskriterien, die einen rechtzeitigen Beitrag zu ihrer laufenden Bewertung der MSFD darstellen. Sie informierten über ihre laufenden Arbeiten mit dem ICES, um diese zusätzlichen Überlegungen als Grundlage für ihre Managemententscheidungen weiter zu untersuchen.
"Der MSY ist ein wertvolles Instrument für ein nachhaltiges Meeresfischereimanagement, muss aber angepasst werden, um den sich langfristig ändernden Bedürfnissen unserer Ökosysteme Rechnung zu tragen", so die Europaabgeordnete Isabel Carvalhais.
Der DAFV nimmt diese Veranstaltung zum Anlass in den kommenden Monaten eine Position zu diesem Thema zu erarbeiten. Der DAFV hat sich in der Vergangenheit bereits wiederholt für die Betrachtung alternativer Hegeansätze, wie z.B. dem so genannten Fenstermaß, in der Angelfischerei offen gezeigt. Diese Ansätze unterstützen laut wissenschatlicher Studien für ausgewählte Fischarten und Gewässer eine selektive Fischerei und damit eine vorteilhafte Alters- und Größenverteilung der Fischbestände.
Die Meldung der European Angler Alliance (EAA) finden sie hier