Unter dem Titel „Streitpunkt Aal – Eine Art zwischen Schutz und Nutzen“ hat der Deutsche Angelfischerverband (DAFV) im Rahmen seines diesjährigen Arbeitskreises Angelfischerei eine hochkarätig besetzte Fachveranstaltung durchgeführt. Im Fokus stand die komplexe und kontrovers diskutierte Zukunft des Europäischen Aals – ein Thema, das Wissenschaft, Politik, Naturschutz und Anglerschaft gleichermaßen betrifft.
Ziel der Veranstaltung war es, das europäische Aalmanagement in seiner ganzen Vielschichtigkeit zu beleuchten. Fachlich fundierte Impulsvorträge und eine anschließende Podiumsdiskussion ermöglichten den offenen Austausch zwischen Experten aus Politik, Forschung und Praxis.
Fachliche Impulse zu einem kontroversen Thema
Den Auftakt machte Florian Stein, DAFV-Mitarbeiter und Aal-Experte. In seinem Vortrag skizzierte er die Komplexität des Aalmanagements und erläuterte, warum scheinbar einfache Lösungen – wie pauschale Fangverbote – der Realität oft nicht gerecht werden. Insbesondere beleuchtete er den internationalen Kontext und den Einfluss des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. Zum Vortrag: Zu komplex für einfache Lösungen
Im Anschluss präsentierte Jan-Dag Pohlmann, Vorsitzender der ICES-Arbeitsgruppe Aal (WGEEL), die wissenschaftliche Arbeitsweise und die Entstehung der jährlichen ICES-Empfehlungen – ein informativer Einblick in den datenbasierten Entscheidungsprozess auf europäischer Ebene. Zum Vortrag: Warum ICES empfiehlt und nicht fordert…
Stefan Hübner vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Heimat (BMLEH) schilderte daraufhin die politische Umsetzung der ICES-Empfehlungen in Deutschland und der EU – ein jährlicher Aushandlungsprozess mit offenem Ausgang. Zum Vortrag: Ein hochpolitischer Fisch – der Europäische Aal in der EU-Gesetzgebung
Die Perspektive des Naturschutzes brachte Christian Pusch vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) ein. Das BfN befürwortet ein vollständiges Fangverbot für den Europäischen Aal und folgt dabei der Logik der ICES-Empfehlungen. („Weit gereist und stark gefährdet – Schutzbedarf des Europäischen Aals“)
Praxisberichte aus der Umsetzung der EU-Aalverordnung
Die Veranstaltung wurde durch drei praxisnahe Impulsvorträge abgerundet:
- Jan Baer von der Fischereiforschungsstelle Langenargen zeigte die Herausforderungen des Aalmanagements aus Sicht eines Binnenlandes.
- Svenja Storm vom Landesfischereiverband Westfalen und Lippe berichtete über das Engagement der Anglerschaft für den Aal in Nordrhein-Westfalen.
- Rüdiger Neukamm vom Landesangelverband Schleswig-Holstein schloss die Reihe mit einem leidenschaftlichen Appell für ein verbessertes Aalmonitoring. Zum Vortrag: Fangen und Besetzen ist nicht genug!
Europäische Perspektive
Ein besonderes Highlight war die Zuschaltung des Europaabgeordneten Niclas Herbst, langjähriges Mitglied des parlamentarischen Fischereiausschusses. In seiner Videobotschaft erläuterte er die Rolle des EU-Parlaments im Aalmanagement und betonte die Nutzerorientierung gegenüber der eher restriktiven Haltung der EU-Kommission – insbesondere auch mit Blick auf ein notwendiges Kormoranmanagement.
Podiumsdiskussion als Brücke zwischen den Interessen
Zum Abschluss moderierte DAFV-Geschäftsführer Alexander Seggelke eine lebendige Podiumsdiskussion mit allen Referenten. Dabei wurden nicht nur Fragen aus dem Publikum beantwortet, sondern auch offene Gespräche zwischen den Teilnehmenden geführt. Der sachliche und respektvolle Austausch trug entscheidend dazu bei, Vorurteile zwischen Interessengruppen abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu fördern.